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„Es ist eine Überraschung, wie gut es funktioniert“

Das Virus SARS-CoV-2 wirkt in alle Bereiche der Gesellschaft. Das öffentliche Leben ist aktuell weitestgehend heruntergefahren. Die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) Berlin geht mit dem Projekt „Clearingstelle Gesundheit für Quartiere der sozialen Stadt“ einen pragmatischen Weg: alle geförderten Projekte laufen in diesem Jahr im Sinne der Zielgruppen und der Beschäftigten weiter.

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Aktuell gibt es wenige positive Nachrichten um das Virus SARS-CoV-2 und die Krankheit COVID-19. Es gibt weder einen festen Zeitplan noch einen sicheren Fahrplan zur erfolgreichen Bekämpfung. Mit umfangreichen Maßnahmen wurde das öffentliche Leben in vielen Bereichen heruntergefahren, mit drastischen Konsequenzen für die ökonomische und soziale Situation der Menschen. Halten die Menschen sich an die Vorgaben bzw. können sie sich daran halten, bleiben sie weitestgehend zuhause und physisch auf Abstand zueinander.

So gesundheitsförderlich diese Maßnahmen wirken, so hinderlich sind sie gleichzeitig. Denn sie unterbrechen notwendige laufende gesundheitsfördernde Maßnahmen – vor allem für vulnerable Personengruppen wie Kinder, Ältere, chronisch Kranke oder Einkommensschwache.
 

Was tun?

Mit dieser Situation will die „Clearingstelle Gesundheit für Quartiere der sozialen Stadt“ als Teilprojekt der KGC Berlin pragmatisch und bedarfsorientiert umgehen.

Sie unterstützt in diesem Jahr insgesamt 18 gesundheitsfördernde Projekte in sieben Berliner Bezirken mit Mitteln der gesetzlichen Krankenkassenverbände.  Die Projekte werden in der Kulisse des Förderprogramms „Sozialer Zusammenhalt“ (vormals „Soziale Stadt“) umgesetzt und richten sich an Personengruppen mit erhöhten Gesundheitsrisiken. Für deren Bedarfe gilt es in dieser Krisenzeit insbesondere sensibel zu sein.

Darüber hinaus heißt es jetzt, die gemeinnützigen Träger und qualifizierten Honorarkräfte zu stärken, die auf der einen Seite durch das Virus ökonomisch unter Druck geraten und auf der anderen Seite rasch und engagiert auf die neue Situation reagieren. Im Rahmen der Clearingstelle werden sie ermutigt, ihre Projekte umzusteuern, wenn es leistbar ist. Sie werden fachlich beraten und begleitet, durch die unsichere Situation zu kommen und erhalten Informationen und Empfehlungen, wie im Sinne der Förderung mit der Situation umgegangen werden kann.
 

Aus der Krise können Alle lernen!

Zwei inspirierende Lösungen liefern die Träger „Stadtbewegung e. V.“ und „Janainas e. V.“. Im Projekt „Bewegte Ausflüge“ organisieren der Träger Stadtbewegung e. V. und Interessierte aus dem Rollbergquartier in Neukölln gemeinsam Ausflüge innerhalb Berlins. Das Angebot richtet sich an Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen nur selten ihren Kiez verlassen und ist dementsprechend niedrigschwellig konzipiert. Alternativ zur Gruppenaktivität wird vom Träger nun eine 45-minütige Bewegungsrallye mit Gesundheitsempfehlungen in einem benachbarten Park organisiert, die entsprechend dem social distancing durchgeführt werden kann. Mit der Aufrechterhaltung des regelmäßigen Angebots wird das Ziel verfolgt, Menschen unter den gegebenen Umständen seelisch und körperlich in Bewegung zu halten.

Das Projekt „Gesundheitsförderung von Migrantinnen“ wird mit Unterstützung des Olof-Palme-Zentrums (Nachbarschaftstreff) durch den „Janainas e. V.“ umgesetzt. Mit einem Peer-To-Peer-Ansatz unterstützt es die kulturelle und emotionale Integration von Migrantinnen im Brunnenviertel in Mitte. In dem Angebot werden Strategien der Stressbewältigung und Entspannung durch Partizipation und Empowerment vermittelt. Die Gruppe der Frauen ist ein Ort der Sicherheit und (Selbst-)Fürsorge, der erfahrungsgemäß von der physischen Anwesenheit und nonverbalen Kommunikation getragen wird. Dieser sichere Ort wird nun in das Internet verlagert: in den Wohnraum, vor die Webcam. „Es ist eine Überraschung, wie gut es funktioniert. Sie tanzen, singen. Schwer ist der Umgang mit der Technik und Moderation. Aber wir lernen gerade viel dazu“, sagt Evelyne Leandro vom Projekt. Eine Maßnahme beinhaltet u. a. Kunst und Handarbeit zur Förderung der Achtsamkeit, von einer Künstlerin angeleitet. Gewerkelt wird nun mit Dingen, die frau immer zuhause hat, wie Klopapier und Nudeln.

Nähere Informationen unter:

Clearingstelle Gesundheit für Quartiere der sozialen Stadt (Stand: 02.04.2020)

Programm „Soziale Stadt“ (Stand: 02.04.2020)
 

Tina Hilbert & Nils Stakowski, Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V.

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