Gesundheitskompetenz - eine Frage der Gerechtigkeit!
22. Landesgesundheitskonferenz Berlin
Die 22. Öffentliche Landesgesundheitskonferenz fand am 5. November 2025 zum Thema Gesundheitskompetenz, unter dem Titel „Zusammen.Kompetent.Gesund. Gemeinsam für mehr Gesundheitskompetenz in Berlin.“ statt. Sie war auch der Auftakt für eine verstärkte Zusammenarbeit am Thema für die kommenden Jahre.
Schon vor der Veranstaltung zeichnete sich ab: Das Thema Gesundheitskompetenz trifft einen Nerv – noch nie zuvor haben uns vorab so viele Anmeldungen zur Berliner Landesgesundheitskonfernz erreicht. Wir freuen uns noch immer über den zahlreichen Zuspruch und den gelungenen Tag!
Da das Programm vor allem durch die Teilnehmenden selbst gestaltet wurde, gilt besonderer Dank allen Mitwirkenden, die uns vorab einen Themen-Pitch zugesandt haben. Jene, die vor Ort im offenen BarCamp-Format durch die Teilnehmer*innen ausgewählt wurden, konnten an einem der sechs Thementische Ihren Pitch vertiefen.
Begrüßung

Bereits um 8.30 Uhr öffneten sich die Türen des Colonia Nova in Berlin-Neukölln. Ankommen, langsames Warmwerden und Kaffee halfen, schon bereits zu früher Stunde sich untereinander zu vernetzen.
Nachdem Jennifer Nickel, Fachstelle für Prävention und Gesundheitsförderung im Land Berlin, die Teilnehmenden begrüßte, läutete Moderatorin Dr.in Esther Konieczny mit einem Gong in den Tag ein. Sie führte durch die Programmpunkte und setzte eine wertschätzende Atmosphäre für die Veranstaltung.
Um alle Anwesenden auf das Thema einzustimmen, konnten die Teilnehmenden ihr Wissen bei einem Quiz zum Thema Gesundheitskompetenz testen. Dabei wurden auch neue Erkenntnisse aus der HLS-GER3-Studie der Universität Bielefeld, Charité Universitätsmedizin und Hertie School Berlin aufgegriffen.
Eröffnung

Bevor es in die Arbeitsphase ging, begrüßte Dr.in Ina Czyborra, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege, Teilnehmenden aus Praxis, Verwaltung und Politik.
In ihrem Grußwort betonte sie, dass Gesundheitskompetenz ein Schlüssel für das Gesundheitswesen, aber auch eine Frage der Gerechtigkeit sei. Chancen auf ein gesundes Leben seien in unserer Gesellschaft nicht gerecht verteilt. Es hänge noch immer davon ab, welche Vorbildung, Sprachkompetenz und Möglichkeiten zusammenkommen, um relevante Gesundheitsinformationen zu finden und verstehen zu können, aber auch Fehlinformationen von belastbaren unterscheiden zu können. Es ginge auch um das subjektive Gefühl der Selbstwirksamkeit. Senatorin Czyborra betonte in ihrem Grußwort ebenfalls die Dimension der Zeit, die in unterschiedlichen Lebenssettings nicht allen Menschen gleich zur Verfügung stehe und darum auch dieser Faktor mehr in den Blick genommen werden müsse.
Darum sei ein Ort wie die Landesgesundheitskonferenz wichtig, um diese Herausforderungen gemeinsam anzugehen und das Schwerpunktthema Gesundheitskompetenz in den kommenden zwei Jahren weiterzubringen. Nicht nur, um gemeinsam hervorragende Papiere und Empfehlungen aufzusetzen, sondern diese auch in die Umsetzung zu bringen.
Thementische im BarCamp-Austausch
In der Arbeitsphase ging es dann darum, von den zahlreichen eigegangenen Pitches, sechs Themen weiterzubearbeiten. Die Auswahl fiel schwer, denn alle eingebrachten Themen hatten Relevanz und wurden mit viel Herzblut und Sachverstand eingebracht.
Im ersten Thementisch mit dem Titel „Diskriminierung gefährdet die Gesundheit“ ging es um die Folgen von Diskriminierung im Gesundheitswesen wie etwa verzögerte Diagnosestellungen, erhöhte Risiken für psychische Erkrankungen, schlechtere medizinische Versorgung und die daraus entstehende Relevanz von Diskriminierungssensibilität und Diversity-Kompetenz als unverzichtbaren Bestandteil organisationaler Gesundheitskompetenz.
Im zweiten Thementisch kamen ursprünglich zwei Pitches zum Thema „Transparente Risikokommunikation, Macht und Märkte“ zusammen. Hier wurde darüber diskutiert, wie die Vielzahl an Gesundheitsangeboten, die nicht frei von geleiteten Interessen sind, auch im digitalen Raum beispielsweise über Kriterien zur Einordnung bewertet und transparent gemacht werden können. Gerade um einer irreführenden Darstellung von Nutzen sowie Schaden von medizinischen und präventiven Maßnahmen im digitalen Raum entgegenzuwirken. Als Hoffnungspunkt wurde die Einführung der elektronischen Patientenakte herausgestellt, um damit bei guter Ausgestaltung Transparenz zu erhöhen sowie Vernetzung zu ermöglichen.
Der dritte Thementisch beschäftigte sich ebenfalls zusammengesetzt aus zwei eingereichten Pitches mit dem Thema „Mentale Gesundheitskompetenz von Jugendlichen stärken“.In dieser Session wurden praxiserprobte, präventive Ansätze besprochen, die Jugendliche befähigen, ihre psychische Gesundheit eigenständig zu fördern. Ein hier genanntes Beispiel war das Bremer Projekt „Regionale Fachkräfte für psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“.Grundsätzlich wurde die Relevanz von Multiplikator*innen betont sowie die Notwendigkeit, bereits positiv evaluierte Projekte zu verstetigen.
Das vierte durch die Teilnehmenden ausgewählte Thema war „Healthy Communities: Stärkung von Gesundheitskompetenz im Stadtteil“. Hier sammelten die Teilnehmenden Ideen zurStärkung von Gesundheitskompetenz im Stadtteil. Dabei waren niedrigschwellige, wohnortnahe Zugänge und Multiplikator*innen im Fokus. Ein eingebrachter Impuls war, die bereits bestehenden Angebote etwa in Lots*innenstrukturen besser zu vernetzen, zusammenzubringen und dafür mögliche Orte zu finden. Auch wurde diskutiert, wie die Nutzung von obligatorischen Terminen, wie beispielsweise in Arbeitsämtern oder Arztpraxen, ein Hebel sein kann, um Zugänge zu schaffen.
Als fünftes Thema wurde „Krank und ohne Versicherung“ ausgewählt. Workshop-Teilnehmende stellten heraus, dass aktuelle Zahlen sowie eine Erfassung von Bedarfen von Menschen ohne Krankenversicherung fehlen. Auch wurde diskutiert, dass es eine Übersicht aus bereits vorhandenen Angeboten für nicht krankenversicherte Menschen gebündelt an einem Ort bräuchte. Sowohl digital als App, aber auch niedrigschwellig in analoger Form, um mit diesen auch die Zielgruppe zu erreichen.
Der sechste und letzte Thementisch mit dem Thema „Elternberatung in der Arztpraxis“ beschäftigte sich im Workshop mit rechtskreisübergreifenden Angeboten. Ebenfalls wurde der eingebrachte Themenpitch zu Stillfreundlichen Orten integriert. Teilnehmende kamen zu der Erkenntnis, dass Arztpraxen sich gut eignen, Eltern und ihre Kinder zu erreichen und damit als Eingangsort in Folgeangebote stärker in den Blick genommen werden müssen.
Ergebnisse
Wie geht es nun nach der Veranstaltung weiter? Die Teilnehmenden haben fleißig ihre Kontaktdaten ausgetauscht, in dem festen Willen weiter an ihren Themen zusammenzuarbeiten. Und auch der Steuerungsausschuss der Landesgesundheitskonferenz wird in seiner nächsten Sitzung die Ergebnisse aus den Thementischen beraten und daraus nächste Schritte ableiten. Es bleibt also spannend und noch viel zu tun.


Abschluss und Verabschiedung
Zum Abschluss der Veranstaltung fand Staatsekretärin für Gesundheit und Pflege, Ellen Haußdörfer, motivierende Worte an alle Teilnehmenden, nachdem sie bereits zuvor aktiv an einzelnen Thementischen teilnahm. Sie betonte, dass es nun vor allem darum ginge, gemeinsam die nächsten Schritte zu gehen und an den diskutierten Themen weiterzuarbeiten. Sie freue sich, dass für die nächsten zwei Jahren viele Impulse durch die Veranstaltung eingebracht wurden, die nun weiterverfolgt würden. Als gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei es unabhängig davon wichtig und richtig, Banden zu bilden und sich zusammenzuschließen.
Hier geht es zur Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege vom 5.11.2025.
